Grenzöffnung 1989: Film-Doku über Böckwitz – Zicherie ist online

Robert Mandelkau hat Videos von Hobbyfilmern mit modernster Technik restauriert und daraus eine Video-Dokumentation gemacht. Die Premiere fand am Tag der Deutschen Einheit statt. Jetzt stellt das Grenzmuseum Böckwitz-Zicherie den Film auch online zur Verfügung – hier ist der Link.

Böckwitz. Bewegende Bilder gab es am Tag der Deutschen Einheit im Grenzmuseum Böckwitz-Zicherie zu sehen: Der Wolfsburger Video-Redakteur und -Restaurator Robert Mandelkau hatte aus bislang unveröffentlichtem Material eine rund halbstündige Dokumentation erstellt, die für Emotionen sorgte. Darin geht es um die Tage und Stunden vor der  Grenzöffnung zwischen Böckwitz und Zicherie im November 1989.

Das Interesse war groß: Insgesamt fünfmal wurde die Dokumentation am Freitag gezeigt. Am Ende hatten wohl rund 300 Menschen den Film  gesehen, darunter auch Zeitzeugen, die eigene Erinnerungen hatten oder sogar bei der Öffnung der Grenze zwischen Zicherie und Böckwitz dabei waren. 

Im Grenzmuseum Böckwitz-Zicherie herrschte am Tag der Deutschen Einheit Hochbetrieb. Foto: tgr

Nicht wenige waren berührt: „Wunderbar – ich hatte Tränen in den Augen.“ Diesen Satz hörten die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Grenzmuseums so oder so ähnlich häufiger an diesem Tag. Die Stimmung von damals sei gut eingefangen worden, hieß es unter anderem, ebenso, wie den Vorschlag: „Das müssten sich alle jungen Leute ansehen.“ 

TV-Team vor Ort

Das Interesse reichte über die Region hinaus, was sich schon an den Autokennzeichen auf dem Parkplatz zeigte: unter den Fahrzeugen aus dem Umkreis waren auch einige, die von weiter her kamen, zum Beispiel aus den Kreisen  Görlitz (Sachsen),  Lippe (Nordrhein-Westfalen) oder Potsdam-Mittelmark (Brandenburg). Auch ein TV-Team des MDR drehte vor Ort für einen Beitrag im Ländermagazin „Sachsen-Anhalt heute“ – hier der Link zur Mediathek. Und sogar im tschechischen Fernsehen liefen Ausschnitte aus Mandelkaus Dokumentation im Rahmen einer Berichterstattung über den Tag der Deutschen Einheit.

Robert Mandelkau hat eine Dokumentation über die Grenzöffnung in Böckwitz erstellt. Auch ein TV-Team des MDR war vor Ort. Foto: tgr

Rohmaterial von Dieter Bogott, Gerhard Gehler und Günter Mach mit modernster Technologie restauriert

Gemeinsam mit der Museumsvereins-Vorsitzenden, Verena Treichel, begrüßte Mandelkau die Besucherinnen und Besucher zur „Weltpremiere“ des Films „Böckwitz-Zicherie – Der Fall der DDR-Grenze“ im Ausstellungsraum. Vor dem Start erklärte er einige Details zur Entstehung: Mandelkau hatte rund drei Stunden Rohmaterial der verstorbenen Hobbyfilmer Dieter Bogott, Gerhard Gehler und Günter Mach verarbeitet. „Ich habe das mithilfe neuester Technologie digital restauriert.“ Zum Einsatz sei dabei auch Künstliche Intelligenz gekommen, mit der die Bildqualität wieder hergestellt wurde. Auch einige Foto-Aufnahmen aus dem Archiv des Bundesgrenzschutz seien eingebaut worden, die ebenfalls bislang unveröffentlicht waren.

Zu sehen ist zum Beispiel der Steimker Heinrich Gieselberg, der mit dem Bagger das erste Mauerteil einreißt. Oder wie der Grenzübergang in kurzer Zeit über den bis dahin stark gesicherten Kontrollstreifen wächst. Auch von DDR-Bürgern, die am Vorabend vor der offiziellen Öffnung am 18. November schon für eine Viertelstunde nach Zicherie durften, berichtet der Film. Oder von den vielen Fahrzeugen, die den neuen Grenzübergang nutzen, Begrüßungsszenen und vielem mehr. Durchaus Amüsantes ist ebenfalls enthalten – etwa wie der Hund des damaligen Bromer Bürgermeisters Adolf Bannier sich nicht an die Bitte, noch zu warten, hält und schon mal in Richtung Böckwitz läuft. 

Filmausschnitt: Hier applaudiert der damalige Bromer Bürgermeister Adolf Bannier (links).

„Es war die pure Freude“, erinnert sich die Zeitzeugin Inge Jakobs, deren Familie 1952 aus Böckwitz zwangsumgesiedelt wurde und später in Zicherie landete, wo sie bis heute lebt , in dem Film an die Öffnung. Die Generation der Eltern habe sich ja gekannt und sich in den Armen gelegen, erklärt in dem Film die Zeitzeugin Inge Jakobs. „Es war pure Freude.“

Zu erkennen sind aber auch die damaligen Sperranlagen wie der Signalzaun oder der  Beobachtungsturm. Oder der damals verfallene Hof von Jakobs Eltern. Renate Bartels, die im Sperrgebiet in Böckwitz aufwuchs, berichtet in der Dokumentation auch von Sorgen während des Besuchs im Westen nach der Öffnung: Wird man anschließend auch wirklich wieder zurück in die DDR und damit nach Hause zur Familie gelassen?

Doku steht nun online

Nach der Premiere gab es viel Applaus für den Film. Robert Mandelkau freute sich: „Das war eine absolut gelungene Veranstaltung mit sensationellem Zuspruch.“ Das Grenzmuseum Böckwitz-Zicherie stellt die Doku für alle, die sich möchten, zur Verfügung. Unter diesem Link kann der Film angesehen werden.

tgr

Unterstützt durch Fördergelder der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur aus Spendenmitteln der Erbengemeinschaft Heimpel

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